Bekämpfung von Hitzestress bei Milchvieh

Die globale Erwärmung, durch die es jedes Jahr zu neuen Hitzerekorden kommt, hat das Thema Hitzestress in den Fokus gerückt – nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die Tiere. Hohe Temperaturen wirken sich negativ auf die Leistung, Gesundheit und Fruchtbarkeit von Kühen und Kälbern aus. Mittlerweile ist bekannt, dass Hitzestress während der Trächtigkeit die Leistungsfähigkeit und Gesundheit des Nachwuchses ein Leben lang negativ beeinflusst. Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass die Auswirkungen von Hitzestress auch mehrere Generationen später beobachtet werden können.

Kühe mögen es kühl und fühlen sich bei Temperaturen zwischen -5 und 15 °C am wohlsten. Da extreme Wetterbedingungen in Europa immer häufiger auftreten, ist Hitzestress bei Milchkühen mittlerweile ein häufiges Problem. Darüber hinaus wird das Problem durch die Tatsache verschärft, dass die durchschnittliche Milchleistung gestiegen ist, was aufgrund höherer Stoffwechselraten auch die Wärmeproduktion des Körpers erhöht. Unsere Hochleistungsmilchkühe müssen daher mit einer doppelten körperlichen Belastung kämpfen. Wie die meisten Säugetiere haben Kühe nur sehr wenige Schweißporen und können kaum schwitzen. Dadurch wird es für Kühe schwieriger, übermäßige Hitze loszuwerden. Bei warmen Temperaturen können Kühe ihre Temperatur nur regulieren, indem sie ihre Atemfrequenz erhöhen, ihre Aktivität minimieren und Wärme durch ihren Körper abstrahlen.

Wann tritt Hitzestress auf?

Untersuchungen zeigen, dass Kühe schneller unter Hitzestress leiden, als allgemein angenommen wird. Hitzestress wird durch eine Kombination aus Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit verursacht: durch den THI (Temperature Humidity Index) kann dies dargestellt werden.

Wie in der Abbildung gezeigt, kann es bei Kühen zu Hitzestress kommen, wenn der THI 72 überschreitet. Bereits dann kommt es zu negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Wenn der THI über 78 steigt, wird die Milchproduktion erheblich beeinträchtigt, was zu geringeren Milchmengen führt. Wenn der THI über 82 steigt, wird die Situation kritisch. Kühe zeigen Anzeichen von starkem Stress, wie z.B. erhöhte Atmung und verminderte Futteraufnahme. In diesem Fall drohen erhebliche Milchproduktionseinbußen und im Extremfall können die Kühe dem Stress erliegen.

Symptome von Hitzestress bei Milchkühen erkennen

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Futterqualität und -aufnahme
Futterqualität und -aufnahme

↑ Toxinbildung
↓ Schmackhaftigkeit
↓ Trockenmasseaufnahme
↑ Wasseraufnahme

Der Wasserverbrauch wird zunächst steigen, aber wenn sich der Hitzestress verschlimmert, kann es sein, dass die Kühe ganz aufhören zu trinken.

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Physiologie
Physiologie

↑ Atmung (>30/Minute)
↑ Speichelproduktion
↓ Pansenaktivität (< 10 Kontraktionen/5 min)
↓ Pansen pH (Pansenübersäuerung)

Die Kuh frisst weniger, was die Pansenfunktion beeinträchtigt. Dadurch kann es zu einer Pansenübersäuerung kommen.

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Fruchtbarkeit
Fruchtbarkeit

↓ Fruchtbarkeit

Hitzestress im Sommer kann im darauffolgenden Herbst zu einer Verschlechterung der Fruchtbarkeit führen.

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Euter
Euter

↓ Milchproduktion
↓ Milchfett und Protein Level
↑ Somatische Zellzahlen

Ein direkter Indikator für Hitzestress ist eine verminderte Milchproduktion. Bei Kühen mit hoher Milchleistung (50 kg Milch/Tag) kann Hitzestress zu einem Rückgang der Tagesproduktion um bis zu 6 kg Milch führen. Es ist auch bekannt, dass der Milchfett- und Milchproteingehalt sinkt (bis zu 16 %), und Hitzestress erhöht bekanntermaßen das Risiko einer erhöhten Zellzahl.

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Klauen
Klauen

↓ Klauengesundheit

Hitzestress im Sommer kann im darauffolgenden Herbst zu einer Verschlechterung der Klauengesundheit führen.
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Auswirkungen von Hitzestress auf Produktion und Tierwohl

Erhöhtes Infektionsrisiko: Durch Stress und mögliche Pansenübersäuerung nimmt die Immunabwehr der Kuh ab. Die Kombination aus hohen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit schafft eine Umgebung, in der Krankheitserreger gut gedeihen können. Dieser erhöhte Infektionsdruck im Stall kann zu einem erhöhten Krankheitsaufkommen führen.

Langfristig geringere Milchproduktion: Hitzestress kann zu einer Verringerung der Milchproduktion führen, die über die unmittelbare Stressperiode hinausgeht. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Hitzestress zum Absterben weiterer Zellen im Eutergewebe führt, was zu einem langfristigen Rückgang der Milchleistung führen kann. Beispielsweise produzierten Kühe, die bei trockener Hitze leichtem Hitzestress ausgesetzt waren, in der darauffolgenden Laktation 6,3 kg weniger Milch pro Tag.¹ Darüber hinaus zeigten Färsen, deren Mütter bereits unter Hitzestress litten, in den ersten drei Laktationen einen deutlichen Rückgang der Milchproduktion mit einem Rückgang um 2,2 kg/Tag, 2,3 kg/Tag bzw. 6,5 kg/Tag.²

Auswirkungen auf trockenstehende Kühe und Kälber: Trächtige Kühe und ihre ungeborenen Kälber sind besonders anfällig für Hitzestress. Kälber, die während oder nach Hitzeperioden geboren werden, sind bei der Geburt tendenziell leichter und anfälliger für Krankheiten. Dieser frühe Stress kann langfristige Auswirkungen haben und zu einer schlechteren Milchproduktion und einer kürzeren Lebenserwartung führen. Um diese Auswirkungen zu abzumildern, ist es wichtig, den Bereich der Trockensteher ebenfalls gut zu belüften. Dies kann beispielsweise durch den Einsatz von Ventilatoren erfolgen, um sowohl den Kühen als auch den in der Entwicklung stehenden Embryos eine kühlere und angenehmere Umgebung zu bieten.

Management von Hitzestress bei Milchkühen

Hitzestress wirkt sich nicht nur negativ auf das Wohlergehen von Milchkühen aus, sondern verringert auch die Milchleistung und -qualität erheblich, was zu finanziellen Verlusten führt. Eine gute Strategie zur Hitzebekämpfung sollte die Anpassung der Stallungen, die Bereitstellung von Schatten, angepasste Fütterungsstrategien und fallspezifische Maßnahmen umfassen.

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Quellenangaben: 

1. Tao, S., Monteiro, A. P. A., Thompson, I. M., Hayen, M. J., & Dahl, G. E. (2012). Effect of late-gestation maternal heat stress on growth and immune function of dairy calves. Journal of Dairy Science, 95(12), 7128–7136. https://doi.org/10.3168/jds.2012-5697  

2. Laporta, J., Ferreira, F. C., Ouellet, V., Dado-Senn, B., Almeida, A. K., De Vries, A., & Dahl, G. E. (2020). Late-gestation heat stress impairs daughter and granddaughter lifetime performance. Journal of Dairy Science, 103(8), 7555–7568. https://doi.org/10.3168/jds.2020-18154